Für die AVM Fritz!Card PCI gibt es mittlerweile direkte Unterstützung im Kernel durch mISDN-Treiber. Somit kann man auf den von AVM nicht mehr gepflegten fcpci-Treiber verzichten. Das ständige Patchen nervte sowieso.
Neben dem Kernelmodul namens avmfritz werden zusätzlich mISDN Userspace-Tools benötigt. Was man unter Arch ganz bequem mit dem Paket misdnuser installiert, lässt einen unter Debian auf Granit beißen. Es gibt kein fertiges Paket, man muss es daher selbst kompilieren. Da es etwas gedauert hat, bis ich es lauffähig bekommen habe, will ich hier einmal meine Vorgehensweise dokumentieren. Vorallem, weil ich es sonst vergessen haben werde, bis ich es wieder einmal benötige.
Neben den üblichen Buildtools sollten die Pakete capiutils, libcapi20-3 und libcapi20-dev installiert sein. Außerdem benötigt man für Fax-Dienste noch libspandsp2 und libspandsp-dev.
Nun holt man sich die mISDNuser Quellen, z.B. per git
# git clone git://git.misdn.eu/mISDNuser.git/
Mit diesen brach das Übersetzen allerdings beim Linken ab, weshalb ich mich an der Paketbeschreibung von Arch orientierte und mir folgende Quellen zog
# wget ftp://ftp.archlinux.org/other/misdnuser/misdnuser-2.0.17_20120917.tar.gz
Hat man die Quellen entpackt, wechselt man in das Verzeichnis und kompiliert mit folgendem Dreiklang
# make # ./configure --prefix=/usr --sysconfdir=/etc --localstatedir=/var \ --libdir=/usr/lib/x86_64-linux-gnu --enable-capi --enable-softdsp # make
Bei mir ist es eine 64-bit Maschine. Bei abweichender Architektur wäre wohl das --libdir
entsprechend anzupassen.
Hat das Übersetzen geklappt, kann entweder mit
# make install
installiert werden oder man benutzt
# checkinstall
um die Installation hübsch in ein Debian-Paket zu verpacken.
Wenn noch nicht geschehen, laden wir den mISDN-Treiber für die Fritz!Card
# modprobe avmfritz
Mit dem Aufruf von misdn_info sollte es folgende Ausgabe geben
# misdn_info Found 1 port Port 0 'AVM.1': TE-mode BRI S/T (for phone lines) 2 B-channels: 1-2 B-protocols: RAW HDLC X75slp
Nun zum CAPI-Support … auch hier, falls noch nicht geschehen, das Kernelmodul laden
# modprobe capi
Damit CAPI über mISDN funktioniert, muss der mISDNcapid Daemon gestartet werden. Zuvor sollte man einen Blick in die Konfigurationsdatei unter /etc/capi20.conf
werfen. Starten wir den Daemon zunächst im Vordergrund
# mISDNcapid -f
sollte uns der Aufruf von capiinfo folgendes Bild liefern
# capiinfo Number of Controllers : 1 Controller 1: Manufacturer: mISDN CAPI Version: 2.0 Manufacturer Version: 0.1 Serial Number: 0000001 BChannels: 2 Global Options: 0x00000001 internal controller supported B1 protocols support: 0x00000013 64 kbit/s with HDLC framing 64 kbit/s bit-transparent operation T.30 modem for fax group 3 B2 protocols support: 0x00000013 ISO 7776 (X.75 SLP) Transparent T.30 for fax group 3 B3 protocols support: 0x00000031 Transparent T.30 for fax group 3 T.30 for fax group 3 with extensions 0100 0200 01000000 13000000 13000000 31000000 00000000 00000000 00000000 00000000 00000000 00000000 00000000 00000000 00000000 00000000 00000000 Supplementary services support: 0x00000000
Für den mISDNcapid bräuchte man jetzt noch ein passendes Init-Skript für den automatischen Start beim Booten. Darum habe ich mich noch nicht gekümmert. Bei einem systemd-basierten System könnte man wieder bei Arch abschauen.
Getestet habe ich capisuite, was bislang wie mit dem fcpci-Treiber funktioniert.
Ein wichtiger Hinweis: Ich habe die AVM Fritz!Card in zwei verschiedenen Versionen.
AVM GmbH A1 ISDN [Fritz] [1244:0a00] (rev 02) AVM GmbH Fritz!PCI v2.0 ISDN [1244:0e00] (rev 02)
Obwohl die Ausgaben von misdn_info und capiinfo mit beiden Karten identisch aussehen, kann ich nur mit der v2.0 Karte Verbindungen initiieren und annehmen. Mit dem AVMs fcpci-Treiber lassen sich jedoch beide Karten nutzen. Woran das liegt, ist mir noch ein Rätsel.